Soziale Auswirkungen Solvabilität II
Die Versicherer setzen die Solvency II-Richtlinien aktiv um und verwalten sie parallel zu ihrem Kapital- und Risikomanagement. Die Auswirkungen von Entscheidungen in diesem Zusammenhang werden über die Vorstandsetage hinausgehen und die Beziehungen zwischen einzelnen Versicherungsnehmern und Unternehmen und den Versicherern beeinflussen. Diese möglichen Folgen wurden in einem Bericht der Economist Intelligence Unit untersucht und dokumentiert, an dem 254 EU-Organisationen, darunter Versicherer, Finanzinstitute und Nicht-Finanzinstitute, beteiligt waren.
Während die Solvency II-Richtlinien darauf abzielen, die Versicherungsnehmer besser zu schützen, stellen verschiedene Parteien die Frage, wer letztendlich die Kosten des Solvabilitätssystems tragen wird. Gleichzeitig gibt es Befürchtungen, dass die Versicherer in ihrer Rolle als Investoren eingeschränkt und zu ’sichereren‘ Anlagen und weniger nicht-investiven Krediten gezwungen werden. Dies könnte möglicherweise zu Herausforderungen für kapitalsuchende Unternehmen führen, da Bilanzbeschränkungen dazu führen könnten, dass die Banken keine Investitionen mehr tätigen.
Mit diesen Fragen im Hinterkopf begann die Economist Intelligence Unit ihre Untersuchung der möglichen Auswirkungen von Solvency II auf die Verbraucher, die Versicherungsbranche und die Gesellschaft, in der die Versicherer als Investoren auftreten.
Die wichtigsten Ergebnisse und Schlussfolgerungen dieser Untersuchung sind:
- Die Anforderungen von Solvency II werden als überzogen angesehen. Die Befragten sind der Meinung, dass das Gleichgewicht verloren gegangen ist und die Anforderungen zu streng sind.
- Die Kosten von Solvency II werden letztlich die Versicherungsnehmer tragen, da die Versicherer diese Kosten an sie weitergeben werden.
- Die Versicherer erwarten, dass sie bei ihren Anlagestrategien weniger Risiken eingehen.
- Unter den Organisationen herrscht Unklarheit über die Folgen für die Emission von Schuldtiteln.
- Der Gesetzgeber wird die Kapitalkosten noch einmal überdenken müssen.
- Die unbeabsichtigten Folgen sind noch nicht vollständig geklärt und haben bei verschiedenen Organisationen Besorgnis ausgelöst.
Obwohl eine Überarbeitung der aktuellen Gesetzgebung als notwendig erachtet wird, sorgen die möglichen Folgen und der Zeitplan von Solvency II für Beunruhigung. Das derzeitige politische und wirtschaftliche Klima veranlasst viele zu der Annahme, dass Versicherer, Versicherungsnehmer und andere Interessengruppen von Solvency II negativ betroffen sein werden. Es ist zu erwarten, dass die Prämien steigen werden und dass die Investitionen davon betroffen sein werden. Wie auch immer die genauen Ergebnisse aussehen mögen, es deutet darauf hin, dass die Versicherer in diesen unsicheren Zeiten absolute Gewissheit über die Anwendung der Regeln und ihre Umsetzung suchen.